Kleine Chronik von Schloß Britz

Kleine Chronik von Schloß Britz

Zarskoje Selo und Schloss Britz – seit rund zehn Jahren verbindet beide eine enge Freundschaft. Eine Freundschaft, die das Milchmädchen ebenso nach Britz brachte wie das „Bernsteinzimmer“. Das „Schloss“ ist das ehemalige Gutshaus der Familie Britzke. Der mittlere Teil stammt aus dem 15. Jahrhundert, 1706 wurde das alte Fachwerk durch Stein ersetzt. Das für den Hofmarschall Sigismund von Erlach errichtete Gebäude wurde 1880-83 nach Plänen von Carl Busse im Stil der französischen Renaissance verändert und mit einem Turm ausgestattet. 1924 verkauften die Erben des letzten Gutsherren, des Fabrikanten Wilhelm August Julius Wrede, das Anwesen an die Stadt Berlin, die es nach 1945 zunächst als Kinderheim nutzte. Auf Entschluß des Bezirksamtes Neukölln, das den repräsentativen Bau heute für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Lesungen nutzt, wurde 1985-88 eine Renovierung des Gutshauses einschließlich Wirtschaftsgebäuden und Park durchgeführt, die den Zustand von 1883 wiederherstellte. Ein Großteil der originalgetreu rekonstruierten Räumlichkeiten inklusive Mobiliar und Kunsthandwerk sind zu besichtigen. Das Obergeschoß dient als Gästeetage für Besucher aus den Partnerstädten des Bezirks Neukölln.

Der nebenan gelegene Wirtschaftshof entstand um 1880 im italienischen Landhausstil und wird heute vom Gartenbauamt Neukölln genutzt. Die Parkanlagen gehen auf Pläne des Ministers von Hertzberg aus der Zeit nach 1753 zurück, von denen allerdings nur die zentrale Lindenallee erhalten wurde.

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurde das Schloss Britz 1988 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Längst sind Wandel-, Serenaden- und die Kammerkonzerte auf dem ehemaligen Rittergut Britz über die Grenzen Neuköllns zu einem Begriff geworden. Heute wird Schloss Britz für Führungen, kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt; es öffnet seine Türen für Gäste aus Nah und Fern und bietet die Möglichkeit der Begegnung.

Führungen: Die historischen Räume mit Wohnkultur der Gründerzeit sind an jedem Mittwoch ab 14.00 zugänglich; letzte Führung um 17.30 Uhr; Eintritt 2,00 Euro, ermäßigt 1,00 Euro. Der Park ist täglich von 9.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Sonderführungen sind möglich.

Die kulturellen Veranstaltungen finden in den historischen Räumen, im Schlosspark oder im historischen Pferdestall statt und können unter Telefon 030-60979230 erfragt werden.


1375 wird die im Dorf Britz ansässige Adelsfamilie von Britzik im Landbuch der Mark Brandenburg von Kaiser Karl IV. erwähnt.
1547 errichtet die Familie von Britzik auf den Fundamenten ihres 1542 abgebrannten Gutshofes ein Fachwerkgebäude, das seit Anfang des 16. Jahrhunderts an der Stelle des heutigen Schlosses nachweisbar ist. Im 30-jährigen Krieg verschuldet sich die mit den von Bardeleben und den von Rathenow verschwägerte Familie von Britzke (vormals von Britzik) so sehr, daß Teile des Gutes verkauft werden müssen.
1699 tauscht die Kurfürstliche Amtskammer ihre Anteile von Gut Britz gegen das Vorwerk Seelibbe in der Uckermark aus dem Besitz des Amtskammer-Präsidenten Samuel Chwalkowo von Chwalkowski, der im gleichen Jahr die Anteile der letzten Erbin der Familie von Britzke hinzukauft.
1705 erwirbt der Schwiegersohn Chwalkowskis, der königliche Hofmarschall Sigismund von Erlach, das Gut und Anteile der letzten Mitbesitzer von Britz, den Erben des Kammergerichtsadvokaten Friedrich Müller.
1706 ersetzt der Hofmarschall das Fachwerkhaus der Familie Britzke durch ein neunachsiges, zweigeschossiges Steinhaus, das heute noch in der Grundform des Schlosses erhalten ist.
1713 kauft Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin, Oberhofmeister der Königin Sophie Luise und Vormund der Kinder des Hofmarschalls von Erlach, das Rittergut.
1719 erwirbt der Staatsminister Heinrich Rüdiger von Ilgen das Britzer Anwesen.
1729 übernimmt dessen Tochter Charlotte Luise, verheiratet mit dem Etats- und Kabinettsminister Friedrich Ernst Freiherr von Inn- und Knyphausen, den Besitz.
1758 kauft dessen Schwiegersohn, Etats- und Kriegsminister Ewald Friedrich Graf von Hertzberg, das Gut und führt in Britz erfolgreich den Seidenbau ein.
1770 läßt dieser die Räume des Herrenhauses, das er zuvor um zwei Achsen erweitert hat, durch Christian Bernhardt Rode ausmalen. Zwei von Rode für Schloß Britz ausgeführte Ölgemälde (Der Kaiser und die Kaiserin von China als Patrone des Britzer Seidenbaus) befinden sich heute in der Gemäldegalerie am Kulturforum.
1795 erbt Franz Ernst Rudolf Graf von Hertzberg von dem kinderlos gebliebenen Bruder das Gut.
1809 erwirbt dessen Schwiegersohn, der Kammerherr und Legationsrat Johann Bernhard Freiherr von Eckhardstein, das Anwesen.
1824 kauft Johann Carl Jouanne, der erste bürgerliche Besitzer, das Gut Britz.
1862 erwirbt es der Königliche Geheime Archivrat Prof. Friedrich Adolf Riedel.
1865 verkauft dieser das Gut an den Fabrikanten und Bankier Wilhelm August Julius Wrede.
1880 wird das Herrenhaus im Auftrag Wredes von dem Baumeister Carl Busse erweitert und im Stil der französischen Neo-Renaissance überformt.
1924 verkaufen die Wredeschen Erbe das Gut an die Stadt Berlin. Die Räume des Herrenhauses werden an Privatpersonen vermietet, das Gut verpachtet.
1945-85 wird das Schloß als Kinderheim genutzt.
ab 1953 ist das Land Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Neukölln, Besitzer des Gutes.
1954 wird die von Rudolf Siemering geschaffene Büste des Ministers Rüdiger von Ilgen aus der ehemaligen kaiserlichen Siegesallee vor dem Berliner Reichstag, im Britzer Garten aufgestellt und 1988, im Zuge der Restaurierung des Parks, durch eine Kopie ersetzt.
1959/60 werden die Spiritusdampfbrennerei auf dem Gutshof und die zum Gut gehörigen Kossätenhäuser auf dem Terrain des heutigen Rosengartens abgerissen.
1971 wird Schloß Britz unter Denkmalschutz gestellt.
1985 wird das Kinderheim endgültig geschlossen. Auf Veranlassung von Bürgermeister Arnulf Kriedner beginnen umfangreiche Restaurierungsarbeiten durch das Landes- und Gartendenkmalamt.
1988 Wiedereröffnung des restaurierten Schlosses und des hergestellten Parks am 29. April; die Räume werden für vielfältige kulturelle Veranstaltungen, für Konzerte, Kolloquien und Sonderausstellungen aus dem Inn- und Ausland genutzt.
1997 wird dem vorbildlich gepflegten Gutspark der Gustav-Meyer-Preis verliehen.
1998 wird anläßlich der 10-jährigen Partnerschaft zwischen dem Staatlichen Museum von Zarskoje Selo bei St.Petersburg (der ehemaligen Sommerresidenz der Zaren) und der Kulturstiftung Schloß Britz im Gutspark ein Bronzeabguß des Milchmädchens, einer 1816 von Pawel Sokolow modellierten Brunnenskulptur aus dem Park von Zarskoje Selo, aufgestellt.